Diese eine Woche im November (German Edition) by Wallner Michael

Diese eine Woche im November (German Edition) by Wallner Michael

Autor:Wallner, Michael [Wallner, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-11-17T23:00:00+00:00


25

Wie heißt du?«, fragt Ispettore Doppio. Er ist der Assistent von Commissario Gianfranco. Seit letzter Nacht ist sein Vorgesetzter verschwunden. Nicht eigentlich verschwunden, er ist bloß nicht zu erreichen. Hebt sein Telefon nicht ab, beantwortet seine Mails nicht. Morgens fand Doppio das Büro des Chefs leer und aufgeräumt vor. Nachdem er erfolglos versucht hatte, ihn zu erreichen, öffnete er dessen Computer. Er konnte keinen Hinweis finden, der das Fernbleiben seines Vorgesetzten erklärt.

»Wie oft soll ich das noch sagen?« Julia ist wütend. Geschlagene fünfzehn Minuten musste sie warten, bis der Ispettore sie in sein Büro im dritten Stock brachte. »Ich heiße Julia Reichelt und bin die Tochter von Hauptkommissar Reichelt aus Düsseldorf. Mein Vater wurde entführt. Ich kann Ihnen sagen, wo die Entführer ihn hier in Venedig festhalten. Er ist in Lebensgefahr. Wir müssen sofort aufbrechen!«

Der Ispettore notiert Julias Namen. »Wir sind das Raubdezernat, Signorina. Für Entführungen sind wir nicht zuständig. Weshalb wollen Sie ausgerechnet zu Commissario Gianfranco?«

»Er hat mit meinem Vater zusammengearbeitet. Es geht um den Juwelenraub in Düsseldorf.« Julia springt auf. »Das habe ich alles schon erzählt! Wann stellen Sie endlich das Einsatzkommando zusammen?«

Tonio findet, dass Julia sich ungeschickt verhält. Einem Italiener vorzuschreiben, was er tun und lassen soll, bringt nichts. Italiener wollen umworben und verführt werden. Nur dann laufen sie zur Höchstform auf. Durch die Glaswand schaut Tonio nach draußen. Vor ihm liegt das Großraumbüro im Dunkeln.

Statt auf Julias Vorwürfe einzugehen, macht sich der Ispettore Notizen. Mit dem Stift zeigt er auf Tonio. »Und wer bist du?«

Tonio gibt seinen vollen Namen an. Mit gemischten Gefühlen beobachtet er, wie der andere das niederschreibt.

»Was hast du mit der Sache zu tun?«

Die Frage, die ihm auch Julia stellte. Die Frage, die so schwer zu beantworten ist.

»Er ist ein guter Freund«, kommt sie ihm zu Hilfe.

»Wie lautet die Adresse, wo dein Vater festgehalten wird?«

»Adresse?« Obwohl Herbert es ihr eingeschärft hat, ist Julia in diesem Augenblick ratlos.

»Es ist eine Seitengasse hinter der Ramo Licini«, antwortet Tonio an ihrer Stelle.

Doppio steht auf. »Schön. Ich muss noch ein paar Telefonate führen.«

»Könnten Sie das nicht von unterwegs machen?« Julia will bereits zur Tür.

»Lassen Sie mich meine Arbeit tun, okay? Dann ist Ihr Papa bald wieder frei.« Geduldig zeigt Doppio auf den Stuhl.

Tonio macht Julia ein Zeichen, sie soll den Beamten nicht noch mehr reizen.

»Okay.« Sie setzt sich.

»Dauert nur einen Moment. Ich bin gleich hier nebenan.« Doppio geht hinaus, betritt den nächsten Glaskasten, macht Licht und greift zum Telefon.

»Läuft das bei euch immer so lahm?« Julia beobachtet den telefonierenden Beamten.

»Worüber beschwerst du dich? Vor nicht mal einer halben Stunde bist du aus einem Kellerloch gekrochen. Und in ein paar Minuten rückt die venezianische Polizei für dich aus. Schneller geht’s nun wirklich nicht.«

»Wo ist der Commissario? Wieso übernimmt er den Fall nicht persönlich?«

Nebenan spricht Doppio mit gedämpfter Stimme. »Ich kann den Einsatzbefehl nur noch ein paar Minuten zurückhalten«, sagt er.

»Das genügt«, antwortet jemand am anderen Ende.

Er wirft einen Blick auf das Mädchen hinter der Glasscheibe. »Wenn wir in den Palazzo eindringen, was werden wir dort finden?«

»Mach dir keine Sorgen«, sagt die einschmeichelnde Stimme.



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